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Offen für Veränderungen

Das Prinzip der Offenheit macht auch in zunehmend schwierigen Zeiten digitale Innovation und Weiterentwicklung möglich


Oliver Weber

 

Oliver Weber, Präsident und CEO von CREALOGIX

 

Am Open Innovation Day von CREALOGIX hatten wir die Gelegenheit, mit unseren Kunden und Partnern einige der wichtigsten Trends zu diskutieren, die den Wandel im Bankwesen und im Wealth Management im Jahr 2020 – und darüber hinaus – vorantreiben werden.

 

Aber worum genau geht es bei der „Open Innovation“? Für uns spielen dabei vor allem zwei grundlegende und hochwirksame Dinge eine Rolle: Offenheit beim Zuhören als auch beim Handeln.

 

Wir sind FinTech-Partner von hunderten weltweit führenden Finanzinstituten. Als solcher sind wir der Überzeugung, dass es von grundlegender Bedeutung ist, dass wir unseren Kunden zuhören und ihre geschäftlichen Herausforderungen verstehen – und sie mit innovativen Ideen und sicherer, skalierbarer Technologie unterstützen.

 

Durch Zuhören können wir das Bewusstsein verbessern und in einer Welt, die sich nahezu täglich verändert, die beste Strategie auswählen. Es geht zunehmend um Personalisierung – einen Prozess, der nie abgeschlossen ist.

 

Das Gleiche gilt für die Art und Weise, wie Sie als Finanzinstitut Beziehungen zu Ihren Kunden aufbauen. Ihr Erfolg auf dem Markt hängt von Ihrem Kundenstamm und Ihrer Beziehung zu jedem Einzelnen, der bei Ihnen Bankgeschäfte tätigt oder investiert, ab. Was sagen Ihnen Ihre Kunden? Wenn Sie ihnen offen zuhören und kundenorientierter agieren, können die gewonnenen Erkenntnisse in Ihre strategische Vision für die Bereitstellung digitaler Dienstleistungen einfliessen.

 

 

Nachfrage nach personalisierten Dienstleistungen

Die Boston Consulting Group schätzt, dass ein Unternehmen für jede Milliarde US-Dollar an verwaltetem Vermögen bis zu 3 Millionen US-Dollar zusätzlichen Umsatz generieren kann, wenn es seine Kundeninteraktionen personalisiert.

 

Natürlich kann Technologie – und insbesondere Software – den Finanzinstituten dabei helfen, in grossem Umfang qualitativ hochwertigere und personalisiertere Dienstleistungen anzubieten. Aber es ist wichtig zu bedenken, dass es keinen Ersatz für den menschlichen Verstand gibt: Natürlich können Sie die beste Software nutzen, aber letztlich sind es umfangreiche Customer Insights, die dafür sorgen, dass Sie Dienstleistungen anbieten, die die Erwartungen und Bedürfnisse der Kunden erfüllen.

 

 

Herausforderung annehmen

Im Vorfeld unseres Open Innovation Day haben wir eine Umfrage in Auftrag gegeben, in der wir uns bei den Teilnehmenden nach ihrer Meinung zu den rein digitalen Challenger-Banken erkundigt haben. Was mir an den Ergebnissen auffiel, war der offensichtliche Mangel an Dringlichkeit unter den Teilnehmenden hinsichtlich der wettbewerblichen Bedrohung durch digitale Challenger bzw. Neobanken.

 

Es ist eine Tatsache, dass diese vergleichsweisen Newcomer Margen von etablierten Unternehmen auffressen – und sich vor allem bei der jüngeren Kundengeneration immer grössere Stücke des Kuchens schnappen.

 

In einer früheren von uns in Auftrag gegebenen Studie fanden wir heraus, dass in Grossbritannien ein Viertel der unter 40-Jährigen rein digitale Challenger-Banken nutzt und dass 14 % der britischen Bankkunden aller Altersgruppen mindestens einen Anbieter für mobiles, rein digitales Banking haben.

 

Es stellt sich die Frage: Sind die Neobanken tatsächlich eine Bedrohung in unserem Markt? Ich bin mir sicher, dass nicht jeder Challenger eine unmittelbare Herausforderung für Ihr Unternehmen darstellt. Der Kundenstamm der Challenger wächst jedoch und damit auch ihr Marktanteil. Sie sollten diese Entwicklungen als etablierter Anbieter sehr genau beobachten und darauf vorbereitet sein, einige radikale Massnahmen zu ergreifen, um diese Bedrohung zu entschärfen.

 

 

Schritte in die richtige Richtung

Einige Banken bewegen sich bereits in die richtige Richtung. So hat beispielsweise die Credit Suisse in der Schweiz kürzlich angekündigt, dass sie im Oktober dieses Jahres eine reine Mobilbank mit dem Namen CSX lancieren wird. Sie soll die jüngeren Kunden anlocken, die drohen, an die Neobanken verloren zu gehen. Die CSX kommt in Bezug auf Preis und User Experience dem Angebot von Revolut sehr nahe – einer App für das tägliche Banking, für die Finanzplanung, Geldanlage, Finanzierung und mehr. Aber sie kommt von der Credit Suisse – und das macht einen grossen Unterschied.

 

Eine weitere führende Bank, die plant, 2021 in Grossbritannien eine eigene reine Digitalbank zu eröffnen, ist JPMC. Sie reagiert damit auf den Erfolg der Neobank Marcus von Goldman Sachs, die 2016 lanciert wurde.

 

Wenn diese Initiativen erfolgreich sind – und das werden sie sein, wenn es ihnen gelingt, die digitalen Banken ausserhalb der Unternehmenskultur der Mutterbank aufzubauen – dann werden sie besser aufgestellt sein als die Neobanken, da sie ihr bestehendes Produktangebot nutzen können, um neue Produkte an neue digitale Kunden zu verkaufen. Und: Sie wissen, wie man Gewinn macht.

 

 

Big Tech ist sehr schnelllebig

Es bleibt wenig Zeit. Zu den Neobanken stossen jetzt auch einige noch grössere Fische. Die sogenannten „GAFA“, die grossen Tech-Marken Google, Amazon, Facebook und Apple, sind ebenfalls an Ihren Kunden interessiert. Tatsächlich sind Ihre Kunden in vielen Fällen bereits auch Kunden dieser Tech-Giganten, jedoch nicht im Bankgeschäft – noch nicht.

 

Eine von Accenture durchgeführte Umfrage unter leitenden Bankangestellten ergab, dass zwei Drittel Ihrer Kollegen glauben, dass „die Verbraucher innerhalb von fünf Jahren den grössten Teil ihres Sparens, Investierens und ihrer Kreditaufnahme über Plattformenwie Amazon und Google , die nicht dem Finanzsektor angehören,. abwickeln werden.“

 

Aber was passiert mit Chinas Top-Technologiemarken Baidu, Alibaba, TenCent, Huawei usw., wenn Europa und Amerika Finanzdienstleistungen über die GAFA in Erwägung ziehen? Sie alle sind sehr aktiv im Bereich der Finanzdienstleistungen und setzen Innovationen in sehr schnellem Tempo um.

 

Eines ist sicher: Dieses Rennen wird nicht langsamer. Die Kundenerwartungen werden ebenfalls immer weiter steigen. Denn: Je mehr Erfahrungen sie mit führenden Technologiemarken sammeln, desto höher wird die Messlatte gelegt.

 

 

Machen Sie sich bereit zum Handeln!

Wenn Sie der digitalen Entwicklung einen Schritt voraus sein wollen, reicht es nicht, dass Sie sich ein einmaliges Ziel setzen. Eine digitale Marktführerschaft erfordert kontinuierliche Innovationen – und das bedeutet, dass man konsequent offen sein, zuhören und lernen muss. Sie müssen das Gelernte in eine offene Open-Innovation-Strategie einfliessen lassen. Dabei geht es nicht nur um das Sammeln von Wissen – es geht um proaktives Handeln.

 

Die Auswirkungen der globalen Pandemie im Jahr 2020 haben dazu geführt, dass der Planungshorizont bis auf die nahe Zukunft zusammengeschrumpft ist. Ein vorsichtiges Abwarten ist selbst für Firmen zur Norm geworden, die zuvor gern mutige Geschäftsinitiativen ergriffen haben.

 

Jetzt ist aber der schlechteste Zeitpunkt für einen Stillstand. Ich bin davon überzeugt, dass Sie vor riesigen Geschäftsmöglichkeiten stehen, wenn Sie Ihren Kunden offener zuhören und herausfinden, was ihnen hilft, ein intelligenteres Finanzleben zu führen. Dann werden Sie genau wissen, wo Sie Ihre Stärken einsetzen können.

 

 

Die Devise lautet: buy, don’t build“!

Viele sehen in den 2020er Jahren das erste vollständig digitale Jahrzehnt dieser Branche, in dem niemand durch einen Alleingang gewinnen kann. Es ist von essenzieller Bedeutung, dass Sie Ihren Kunden zuhören, damit Sie einen sicheren Kurs durch unsichere Gewässer einschlagen können. Gleichzeitig müssen Sie jedoch auch offen sein für die Zusammenarbeit mit Partnern, die Ihnen helfen können, diese Reise zu beschleunigen.

 

In der Praxis bedeutet das, dass ein Weg gefunden werden muss, Lösungen nach dem „buy, don’t build“-Prinzip zu beschaffen und Partnerschaften einzugehen, anstatt Alleingänge zu wagen. Sie sollten nach den besten Möglichkeiten suchen, mit Kunden zusammenzuarbeiten, während Sie innovativ sind und Kollaborationen mit innovativen Teams eingehen, die mit der Arbeit an den von Ihnen benötigten Lösungen möglicherweise schon etwas weiter sind.

 

Die Offenheit für ein neues „Fintech-Ökosystem“ ist ein zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur und der Technologieplattform von CREALOGIX. Unser Ziel ist es, die Vorteile einer offenen Arbeits- und Innovationsweise aufzuzeigen und unseren Kunden dabei zu helfen, sich als wahre digitale Marktführer zu etablieren, die offen sind für innovatives Denken – und für Veränderungen.

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