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30. April 2020
Open Banking: Wer zu spät kommt …
Open Banking: Don’t be late to the game …
Digital Banking
Open Banking
CREALOGIX Richard Dratva
Dr. Richard Dratva
Chief Strategy Officer

Um Prozesse konsequent zu digitalisieren, sind Banken auf Open Banking angewiesen. Aus Angst davor, Dritte auf ihre Daten zugreifen zu lassen, hinken sie bei diesem Thema immer noch hinterher. Dabei birgt Open Banking enorme Chancen, denn es erlaubt den Instituten, als Orchestrator der Kundendaten umfassende Services anzubieten und so für die Kunden relevant zu bleiben.

Der digitalen Transformation ist nicht mit einer App hier und einem Online Banking Interface da genüge getan, vielmehr erfordert sie den Umbau der gesamten Organisation in ein «digitales Universum» (Jim Marous). Das kann freilich kein Unternehmen allein stemmen, weshalb bereits vor Jahren die Idee des digitalen Ökosystems geboren wurde. Heute kann man dank Open Banking von der Idee direkt zur Umsetzung schreiten – es gibt keine Ausreden mehr. Aber ob ein solches Ökosystem mehr als die Summe seiner Teile wird, hängt von den teilnehmenden Unternehmen ab: Sie müssen von der Sache überzeugt sein und Open Banking nicht nur als Einbahnstrasse sehen. Bedauerlicherweise haben viele etablierte Finanzinstitute bis heute nicht verstanden, dass Open Banking nicht nur ein Geben, sondern auch ein Nehmen ist. Sie sehen nur, dass sie Dritte auf die Daten ihrer Kunden zugreifen lassen müssen, und sind naheliegenderweise wenig begeistert davon. Sie fühlen sie sich von den Regulatoren gegängelt. Das vermeintliche Risiko, die eigenen Kundendaten mit potenziellen Mitbewerbern zu teilen, wird völlig überbewertet im Verhältnis zu dem viel höheren Risiko, die Chancen von Open Banking nicht zu nutzen. Denn Open Banking erlaubt es einer Bank, die Daten von Dritten für die eigenen Kunden zu orchestrieren und ihnen somit ein viel umfassenderes Angebot aus einer Hand anzubieten. Nur dann bleiben sie relevant und attraktiv für ihre Kunden.

Pole Position nicht verspielen!

Mobile-Banking-Nutzer schauen häufig, mitunter sogar mehrmals täglich, in ihren Account. Wer, wenn nicht die Bank, sollte also den Kunden kennen und wissen, was er gerade braucht und welche Angebote die höchste Conversion versprechen? Eine gute Orchestrierung könnte zukünftig etwa so aussehen: Vom Energieversorger über den Mobilfunkanbieter bis hin zu digitalen Informations- oder Unterhaltungsformaten liesse sich alles vermitteln – zur Zufriedenheit des Kunden und mit attraktiven Margen. Ganz zu schweigen von einem optimierten Timing: Eigene Finanzprodukte, Produkte weiterer Anbieter wie etwa Geldanlagen, Kredite, Bausparverträge oder Versicherungen poppen dann in der Banking-App auf, wenn der Kunde am meisten für sie empfänglich ist – nicht, weil die Bank einen schwachen Moment erwischt, sondern weil der Kunde genau jetzt die Kfz-Versicherung zum Gebrauchtwagen oder die Finanzspritze für den nächsten Urlaub braucht.

Blick nach Asien

Wie bei der Bekämpfung der Pandemie lohnt sich auch beim Open Banking ein Blick nach Asien: Chinesische Banken haben bereits «Echtzeit-Epidemiekarten, mobile Medikamentenlieferung und Online-Spendendienste» in ihre Apps integriert. Alipay fördert die Entwicklung von 181 Miniprogrammen für die eigene App, die viele Lebensbereiche wie etwa Lebensmittellieferungen oder rechtliche und medizinische Beratungen abdecken. Best Practices und gute Gründe, ernstzumachen mit Open Banking, gibt es also genug.

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